1856 gelang einem englischen Chemiestudenten, dem 18-jährigen William Henry Perkin, im Experiment ganz unerwartet die Synthese einer künstlichen Farbe, eines Violetts, mit deren industrieller Produktion er den Grundstein legte zur chemischen Farbenindustrie. In der Folge wurden viele weitere synthetische Farben entwickelt – vor allem die bunten des Spektrums waren begehrt. Grossindustrielle Verfahren der Produktion und Färberei machten es möglich, dass bald eine Vielfalt von Farben der Allgemeinheit zur Verfügung stand und so Alltag und Kleidung überall dort farbiger gestaltet werden konnten, wo nicht Armut dies verhinderte.
Den Weg zu einem feinen Sensorium für Farben bahnten wesentlich Kunstschaffende, insbesondere die Impressionisten und nachfolgende Künstlergruppen. Ihnen ging es um ein tiefes Verständnis des Wesens der Farbe, wozu ihnen unter anderem wissenschaftliche Erkenntnisse aus Physik, Chemie und Physiologie verhalfen; so gelangten sie auch zu neuen Möglichkeiten der Farbanwendung. Beim Bildgestalten nutzten sie Farbe zu unterschiedlichen Zwecken: um eigene, im Umgang mit Menschen und Umwelt erlebte Empfindungen und Gefühle auszudrücken und Unsichtbares gleichsam sichtbar zu machen oder um der Bildaussage Dynamik und symbolischen Gehalt zu verleihen. In eine neue Ordnung gebracht, sollten Farben, ähnlich wie die Musik, die Seele des Menschen ansprechen.
Kunst und Musik
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Von Marianne Kreikenbaum