Hugo Grotius

Hugo Grotius
Von Urs Guggenbühl
Die allermeisten Menschen sehnen sich nach »Frieden auf Erden«; dies hat sich gerade in den letzten Monaten wieder deutlich gezeigt. Und in der Tat muss es eines der höchsten Ziele der Menschheit sein, weltweit Frieden zu schaffen und zu erhalten. Sosehr allerdings gerade in jüngster Zeit auch offensichtlich geworden ist, wieviel es nach wie vor zur Verwirklichung dieses Zieles braucht, so hat die Staatengemeinschaft vor allem seit den leidvollen Erfahrungen der beiden Weltkriege doch bereits einiges in die Tat umgesetzt: Im 20. Jahrhundert hat sie mit der Gründung der Vereinten Nationen eine Weltrechtsordnung geschaffen, nach der Krieg und Frieden nicht mehr als gleichwertige Zustände angesehen werden, sondern die vielmehr initiative Gewaltanwendungen im Grundsatz untersagt. Bis es indes schon nur soweit war, bis die Staatenwelt bereit war, sich zu diesem wahrhaft historischen Ziel einer gemeinsamen Grundordnung des Friedens zu bekennen, musste enorm viel geleistet werden.
Wir wollen mit diesem Artikel den Mann vorstellen, der vor bald vierhundert Jahren das grundlegende theoretische Rüstzeug für unser heutiges, modernes Völkerrecht erarbeitet hat, den Holländer Hugo Grotius (1583–1645): Mit seinem unter dem Eindruck des Dreissigjährigen Krieges verfassten grossen Werk »Vom Recht des Krieges und des Friedens« schuf er nicht weniger als den Boden für eine überstaatliche Rechtsordnung, die für alle Völker, Rassen und Religionen gleichermassen gilt: Grotius verdanken wir die heute weitestgehend anerkannte Überzeugung, dass nicht irgendeine »Staatsraison« der Massstab staatlichen Handelns zu sein hat, sondern dass sich ein Staat und seine Repräsentanten genauso nach bestimmten allgemeingültigen Regeln zu verhalten haben, genauso recht oder unrecht handeln können wie der einzelne Bürger.
Grotius’ Grundlagenwerk wurde nicht nur in den Nürnberger Prozessen 1945–1949 wiederholt angerufen, auf seinem Werk gründet unter anderem auch die Charta der Vereinten Nationen.

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